Gedanken am Abend des 4. Januar 2022

 

Am Abend muss ich raus. Wenn es dunkel wird. Wenn es nicht gerade in Strömen regnet. Wegen dem immer kranken Minihund.

 

Die Dunkelheit schiebt sich lautlos und sehr düster voran und verschlingt das letzte Licht des Tages. Schiebt das letzte Licht in aller Gelassenheit vor sich her. Legt sich darüber.

 

Der Große Stern wird von einer dunklen Wolkenformation ummantelt und lugt nur noch dann und wann hervor. 

 

Wie Spiralen hängen einzelne dunkle Zapfen an der Dunkelheit herunter.

 

Es wird kälter - spüre ich. Noch reichen die UIN-Schuhe. Minihund hat einen gestrickten Pulli mit Futter an. Im ersten Moment schien es, als würde es ihr an den Füßchen kalt sein, als ich sie runter setzte.

 

Während wir auf unserer Abendrunde dahinschlendern, denke ich an den Traum letzte Nacht. Den Traum von meiner Schwester. Sie lag auf der Seite, Gesicht zur Wand, und schlief. Ich rüttelte sie und rief sie beim Namen, aber sie wachte nicht auf. Ich wollte, dass sie zum Himmel schaut, wo sich etwas Gewaltiges und Bedrohliches zusammenbraute. Einer riesigen Explosion gleich... rollte das Unglück unaufhaltsam auf sie zu. Ich nahm sie noch in den Arm. Auch ich fürchtete mich. Dann musste ich gehen. Ich konnte sie nicht wecken.

 

Daran musste ich denken, als ich so den Himmel betrachtete und die dunkle Dunkelheit sich vorwärts schob. Es kommt kaum vor, dass ich noch an sie denke. Manchmal ist es besser, sich für dieses Leben zu trennen und eigene Wege zu gehen. Ohne sich gram sein zu müssen. Manch einem Menschen kommt man auch mit Worten nicht bei. Sie blenden aus, was gewesen ist. Wollen oder können es nicht sehen. Wie eine Wand aus Beton oder Blei ist zwischen ihnen und der Wahrheit...

 

... und dann weiß ich, dass ich nichts mehr tun kann. Dann muss man sie einfach lassen.

 

Ein Mensch, der von sich selber behauptet, immer alles richtig gemacht zu haben und frei von aller Schuld zu sein... aber wer schlimme, schlimmste, grausame Dinge getan oder zugelassen hat und selbst nur schlecht über andere Menschen redet... empfindet selbst das Recht für Euch.

 

Auch ich bin nicht frei von Fehlern und Schuld. Ich ringe täglich damit, alles richtig zu machen. Niemandem mit Absicht - und nicht einmal das - zu tun. 

 

Dennoch bin ich sicher, dass jeder zu den Eltern kommt, die er zu seinem Fortkommen oder zu seiner Aufgabe im Leben braucht.

 

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